Da die Leseförderung in Zukunft mittwochs stattfindet, ging es schon am 15.2. weiter. Außer verschiedenen Klassen kamen dieses Mal auch zwei Gruppen "starke LeserInnen" - das war ja schon mal toll, denn Stärken zu fördern macht mehr Spaß, als Schwächen auszugleichen, finde ich (was mich allerdings zu der Frage bringt, ob man nicht auch dabei bei den Stärken ansetzen sollte - es gibt immer welche!).
Zum Einstieg haben wir über Lieblingsmärchen (Rapunzel ganz weit vorne) gesprochen und über die Frage, was ein Märchen ausmacht. Die Formeln für Anfang und Ende waren schnell gefunden, aber auch über Heldenreise, Sieg des Guten, die Entwicklung der HeldInnen, Freundschaft, Hilfe und Magie... haben wir gesprochen. Wir haben auch festgestellt, dass es im Märchen, im Vergleich zu vielen Romanen, nicht vorkommt, dass die LeserInnen getäuscht werden, und eine scheinbar gemeine Person in Wirklichkeit der strahlende Held ist - oder umgekehrt. Und noch etwas: Die Märchen beginnen meist mit Sätzen wie "Es war einmal ein Müller, der hatte eine schöne Tocher" und nicht mit Sätzen wie "Joachim Schmid aus der Grabenstraße in Neustadt hatte eine bildschöne Tochter namens Susanne." Ein Hinweis darauf, dass die Märchenfiguren für mehr stehen, als für eine ausgedachte Figur, und eine bestimmte Rolle verkörpern.
Ich habe das Buch "Wie unsere Märchen weitergehen" mitgebracht, ein nostalgischer Kinderbuchklassiker von Frida Schanz, die in ihrer Geschichte beschreibt, wie sich die Märchenfiguren nach dem "Und wenn sie nicht gestorben sind..." im Märchenland wieder begegnen und was sie dort so treiben (Hänsel und Gretel haben zum Beispiel einen Lebkuchenstand auf dem Markt).
Wir haben reihum den Einleitungsteil gelesen und die altmodische Sprache bemerkt und uns im Informationsteil des Buches ein Bild von Frida Schanz angesehen, die nicht nur als Lehrerin für ihre Schulkinder schrieb, sondern auch, was um die Wende zum 20. Jahrhundert etwas sehr Besonderes war, als Verlegerin arbeitete und jungen Frauen half, ihre Texte zu veröffentlichen. Danach gab es ein Märchenquiz mit Teams, die sich gegenseitig Fragen vorlasen und sie blitzschnell beantworteten - nicht nur in den Buzzerrunden!
Wir überlegten dann noch selber weiter, wie dei Märchen weitergehen könnten, aber so gegen Ende und mit Mittagssonne in den Leseraumfenstern waren wir nicht mehr ganz so kreativ und es war eine willkommene Abwechslung, als ein Kind sich ein "Lauras Stern" Buch aus dem Regal hinter sich schnappte und sich über den Satz "Wenn ich bloß ein Pferd hätte" kaputt lachte - und wir uns dann überlegen konnten, welche Märchenfigur diesen Satz wohl hätte ausrufen können. Die sieben Zwerge, als sie Schneewittchen und dem Prinzen nachreiten wollten? Der Esel der Bremer Stadtmusikanten, damit er nicht immer als Unterster stehen muss? Wie dem auch sein, wenn sie nicht gestorben sind, wünschen sie sich wahrscheinlich noch heute ein Pferd....